LA GIOIA füllte die Martin-Luther-Kirche mit filigranen Harmonien

Nachricht Edemissen, 06. November 2022

Das Berliner Ensemble für Alte Musik gastierte in Edemissen. Am Barock-Altar der Martin-Luther-Kirche ist die Jahreszahl 1692 zu entdecken. Genau aus dieser Epoche stammte das von Frauke Rauterberg, Flötistin und Leiterin von LA GIOIA, anspruchsvoll zusammengestellte Konzertprogramm der Barockkomponisten Arcangelo Corelli, Alessandro Stradella, Johann Jakob Froberger, Attilio Ariosti, Gottfried Finger und Johann Georg Linike. Das hochkarätige Berliner Ensemble konzertierte in der Besetzung Blockflöte (Frauke Rauterberg), Barockfagott (Adrian Rovatkay) und Cembalo (Beni Araki).
Die solistische Virtuosität der Künstler/-innen ließ die wohlklingenden Barockharmonien, den hellen Klang der Flöte im Kontrast zum erdigen Fagott, getragen vom unaufdringlichen Grundton des Cembalos, perfekt miteinander verschmelzen und den Kirchenraum füllen.
Solo-Beiträge der Cembalistin Beni Araki (Toccata in G von J. J. Froberger) und des Fagottisten Adrian Rovatkay (Lezione IV in C-Dur von Attilio Ariosti) unterstrichen mit sensiblem wie expressivem Spiel die Professionalität der gefragten Solisten.
Frauke Rauterberg, mit familiären Wurzeln im Peiner Land, studierte an der Universität der Künste Berlin und beendete ihr Blockflötenexamen mit dem Prädikat „Auszeichnung“. Sie vollendete ihre solistische Ausbildung in Amsterdam, war Absolventin mehrerer Meisterkurse und studierte zeitgleich Musikwissenschaft an der Freien Universität Berlin.
So war es verständlich, dass Dr. Jörg Mönig bei seiner Begrüßung als Kirchenvorstandsvorsitzender die Exklusivität eines solchen Konzertes auf dem „flachen Land“ betonte und die Künstler wie rund 40 Besucher/-innen herzlich willkommen hieß.
„Musik am Hofe von Königin Sophie Charlotte“ war Überschrift und roter Faden des von der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von „Neustart Kultur“ geförderten Konzertprogramms. Frauke Rauterberg trug zwischen den einzelnen Darbietungen mit musikwissenschaftlichen und zeitgeschichtlichen Informationen zum Hintergrund und besseren Verständnis der eine Generation vor J. S. Bach entstandenen Barockwerke bei.
Sophie Charlotte, Herzogin von Braunschweig und Lüneburg, wurde am 30. Oktober 1668 in Bad Iburg geboren, verstarb am 1. Februar 1705 in Hannover und wurde im Berliner Dom beigesetzt. 1684 heiratete sie den Kurprinzen Friedrich von Brandenburg, der ab 1688 als Kurfürst Friedrich III. regierte und sich 1701 zum König in Preußen krönte. Ihr Sohn ist der spätere „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. Ihr Gemahl ließ ihr das Berliner Schloss Charlottenburg erbauen. Sie galt als hochgebildet und pflegte wie ihre Mutter eine enge Freundschaft mit Leibniz.
Musikalisch von meisterhaft dargebotenen barocken Klängen berührt spendeten die Besucher/-innen reichlich Zwischen- und Schlussapplaus und entließen die Künstler erst nach einer Zugabe. Ein beeindruckender Konzertabend in Edemissen.

Henning Könemann