Die Glocken sind aus christlichen Kirchen nicht wegzudenken und blicken auf eine fünftausendjährige Geschichte zurück, die in China begann. In der Kulturgeschichte gelten Glocken als die ältesten Musikinstrumente, die vor allem bei kultischen und religiösen Handlungen und Riten eine Rolle spielten.
Das frühe Christentum lehnte die in den Mysterienkulten seiner Umwelt verwendeten Glocken offiziell noch als „heidnisch" ab. Im 4. oder 5. Jahrhundert tauchten die Glocken dann allmählich auf. Im Christentum fungierte die Glocke dabei nicht nur als akustisches Symbol für die Verkündigung der christlichen Botschaft, sondern sie hatte auch eine praktische Bedeutung. So war es in frühen Mönchsgemeinschaften üblich, dass die Glocke zu den sieben Gebetszeiten läutete und somit den Tag strukturierte. Dieser Brauch dehnte sich schließlich auf die gesamte christliche Gemeinde aus. Aufgrund der Religionsfreiheit in Deutschland steht das sakrale Glockenläuten unter rechtlichem Schutz.
Im kirchlichen Zusammenhang hatten bzw. haben Glocken verschiedene Funktionen:
- als Schandglocke zur Ausweisung von Verbrechern
- als Totenglocke zum Begräbnis
- als Betglocke zum Zeichen beginnender Gottesdienste/Gebete
- als Handglocken und Schellen, die zum Markieren bestimmter Stellen in der christlichen Liturgie Verwendung finden
Durch ihre Verbreitung bekam die Glocke auch im Laufe der Zeit eine liturgische Funktion zugesprochen, welche besonders in der zeremoniellen Segnung Ausdruck fand.
Aber auch außerhalb der kirchlichen Ordnung war die Glocke den Menschen dienlich. Heutzutage wird sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche morgens, mittags und abends geläutet. Dabei nennt sich das Gebetsläuten in der katholischen Gemeinde „Angelusläuten“ und beruht auf dem Angelusgebet, das zu den drei Tageszeiten gebetet wird. In der evangelischen Kirche dagegen steht das sogenannte „Betzeitläuten“ für das Vaterunsergebet. Darüber hinaus wird zum, manchmal während und nach dem Gottesdienst geläutet. Letzteres vor allem bei Trauungen. Ein weltlicher Anlass, bei dem geläutet wird, ist das Neujahrsläuten. Früher wurde das Läuten auch für die Warnung vor Gefahr genutzt, zum Beispiel vor Feuer oder starkem Unwetter. Der Uhrschlag findet seinen Ursprung im Mittelalter, als die Menschen noch keine Uhren besaßen und somit auf die Kirchenglocken als Zeitgeber angewiesen waren. Die schwerste Glocke ist momentan die Petersglocke des Kölner Domgeläuts. Sie wiegt 24.000 kg und hat einen Durchmesser von 332 cm.
Pastorin Eva Bartkowski